Die neue Blick-Redaktion wird künftig die Gemeindebriefe der Kirchengemeinden Thüngen-Arnstein und Karlstadt-Zellingen in einer gemeinsamen Ausgabe herausgeben. Wegen des laufenden Kunstprojektes in den Kirchen Karlstadt, Thüngen und Arnstein erscheint das Interview mit dem Künstler, das für die erste gemeinsame Ausgabe des neuen "BLICK" vorgesehen ist, nun schon vorab.
Interview mit dem Zellinger Maler Rolf Heinrich
Blick-Redaktion: Lieber Rolf Heinrich, ein Glück, dass wir die Gelegenheit haben, deine Werke bei uns, in den 3 Kirchen Arnstein, Karlstadt und Thüngen zu haben. Die 3 Kirchen stehen ja in einer engen Beziehung zueinander. Deine Ausstellung geht noch bis zum 07. Dezember, in Arnstein vielleicht sogar bis in den Januar.
Deine Werke wirken seit Anfang September in unseren Kirchenräumen, haben viele positive Rückmeldungen hervorgebracht, auch nachdenkliche und fragende Meinungen waren zu hören. Wie geht es dir, wenn du die Kirchen besuchst?
Rolf Heinrich: Als evangelischer Christ und Gemeindemitglied bin ich täglich durstig nach der Kraft des Göttlichen, brauche sie sehr und freue mich, dass ich sie erhalte durch einem über Jahre aufgebauten bewährten Glauben.
Wenn ich die Gemälde dann in den Räumen wirken sehe, bin ich freudig überrascht, wie kräftigend sie sind. Ich suche in der Malerei das Maßstabssprengende, welches größer ist als das, was sich mit Worten beschreiben lässt. So stelle ich mir die grenzenlose Kraft Gottes vor, mit Worten nicht mehr zu fassen. Die Malerei ist mein Mittel, es zu sagen. Dichter haben das Talent, das Unerschöfliche z.B. mit Worten beschreiben.
Blick-Redaktion: Wie bist du zur Malerei gekommen – hast du dich vorher mit anderen Kunstformen befasst?
Rolf Heinrich: Ich habe in Kassel und Hannover Architektur studiert. Die Architektur gilt als Bindeglied zwischen Kunst und Technik. So war es folgerichtig, dass ich an der Hochschulen auch in den Ateliers arbeitete. Ich tat mich schwer mit realistischen Darstellungen, die eigentlich verlangt waren. Mich interessierte aber die Kraft, die Malerei zeigen kann, jedoch viel mehr. So wurde das erste Gemälde schon hoch abstrakt. Ich hatte Glück: mein Dozent gab mir Bildbände von Malern, die ähnlich energetisch und ungegenständlich arbeiten. Er hatte mir damit Mut gemacht und sehr geholfen, in meinen seelischen Ausdruck zu kommen.
Blick-Redaktion: Wie beginnst du mit einem Werk, wann ist es für dich fertig?
Rolf Heinrich: Am Anfang steht der Appetit auf eine Farbe. Weil ich gerne großzügig bin, ergieße ich den Farbimpuls gerne gleich auf mehrere Malgründe. Das wird dann eine Serienarbeit mit 3 oder 4 Bildern. Sowie dieser erste Farbauftrag erfolgte, kippt die Beziehung zum Werk und die Bilder geben mir vor, wie es mit ihnen, jedem einzelnen, weiter gehen wird. Ich muss also gut zuhören, was sie von mir brauchen und wohin sie sich entwickeln wollen.
Blick-Redaktion: Du stellst deine Werke in Gotteshäusern aus – ist das Absicht?
Rolf Heinrich: Ich freue mich immer, wenn ich in einer Kirche ausstellen kann. Es sind besondere Gebäude, die Größe, die spirituelle Atmosphäre, die anderen Kunstwerke, die Menschen die dazu gehören. Das inspiriert mich. Oft ist ein Kirchenraum geeigneter für meine Malerei, als Räume in einer Galerie oder Museum.
Blick-Redaktion: Gott und deine Werke, welche Gedanken hast du dabei?
Rolf Heinrich: Meine gestische Malerei thematisiert nicht bewusst das Göttliche, sodass von religiöser Kunst gesprochen werden könnte. Jedoch ist mein Streben nach dem Absoluten, nach Lebendigkeit und Kraft schon eine Suche nach Gott. Gott stellt sich für mich im aller Kleinsten, nicht mehr messbaren dar und im nicht mehr darstellbar Großen, Gewaltigen. Dies versuche ich auszudrücken und meine, dass es mir durch Malerei besser gelingt als in Worten zu sagen.
Blick-Redaktion: Hast du einen Wunsch, wie wir Betrachter deinen Kunstwerken begegnen sollen?
Rolf Heinrich: Ich glaube, der beste Weg in der Kunstbetrachtung ist meist der, wenn jeder Betrachter aus seinem ganz eigenen Blickwinkel auf die Kunst zugeht, ohne Lenkung von außen. Es gibt aus meiner Sicht kein richtig und falsch: es gibt nur richtig! Viele meiner Gemälde haben keinen Titel. Ich will es offenlassen, was der Verstand, die Seele, der Geist des Betrachters in sich selbst wahrnimmt. Das ist Wahrhaftigkeit, auf die kommt es an.